Klar kannste fotografieren.

Auch wenn man als gelernter Österreicher der Meinung ist einer gemütlichen Volksgruppe anzugehören – ganz im Gegensatz zu den verkrampften deutschen Kollegen –  für Orchesterfotografie  wie ich sie betreibe trifft das nicht zu.

Ich werde mich hüten, aus dem Emailverkehr und Telefonaten mit manchen heimischen Orchestern und Häusern zu zitieren.  Aber während Fotogenehmigungen aus Deutschland in der Regel unkompliziert und flott in meinem Emailpostfach gelandet sind – ebenso wie die anschließende Erlaubnis für die Veröffentlichung – so scheint´s, als müssten in Österreich mehrere Instanzen durchlaufen werden, bevor man einem betriebsfremden Fotografen den Zutritt zu den heiligen Hallen gewährt. Als ob ich mit meiner Fotografie der Musik etwas anhaben könnte. Das ging sogar so weit, dass man mir den Zutritt mit meiner Kamera einmal verweigerte – obwohl mich der Dirigent für das Shooting eingeladen hatte. Ich war natürlich trotzdem drinnen. Da man aber die Fotografien eindeutig dem betreffenden Haus zuordnen konnte sah ich dann doch von einer Veröffentlichung ab.

Mein Deal mit Veranstaltern und Häusern ist von Anbeginn an immer der gleiche: Ich verlange kein Honorar, das Orchester erhält alle Fotografien fertig ausgearbeitet kostenlos und ich darf nach Absprache zwei oder drei Bilder in mein Buch aufnehmen. Bemerkenswert war in diesem Zusammenhang der Zugang eines Orchesters aus einer westlichen, am Innfluss gelegenen Landeshauptstadt , dessen zusätzliche Forderungen mich laut auflachen ließen.

Das soll keinesfalls bedeuten, dass ich keine gute Erfahrungen mit heimischen Veranstaltern und Orchestern hatte, ganz im Gegenteil. War der Instanzenweg einmal erfolgreich beschritten, wurde ich überaus freundlich willkommen geheißen. Äußerst unkompliziert waren beispielsweise die Salzburger Osterfestspiele, die mein Kooperationsangebot, dem Publikum einen neuen Blick hinter die Kulissen zu gewähren, unkompliziert annahmen.

So absurd ist der Gedanke, mit Fotografie der Musik zu schaden für manche übrigens gar nicht.  Der eine oder andere  Musikkritiker ernster Natur sieht es gar nicht gerne, wenn klassische Musik auf Tiktok verbreitet wird, vielleicht sogar mit einem “Boah, geil” kommentiert.

Eines ist klar: Meine Fotografien zu veröffentlichen zeugt von Aufgeschlossenheit, weil ich ganz bewusst künstlich erzeugte Klischees demontiere. Das kratzt natürlich an der Eitelkeit eines Images, das man sich über Jahrzehnte erarbeitet hat und das für eine bestimmte Klientel immer noch bestens funktioniert.

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Energetisch, dynamisch, zum Sterben langweilig.

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Was hinter “Orchestrapunk” steckt.