Energetisch, dynamisch, zum Sterben langweilig.

„Warum wurde die Sprache erfunden?“ fragt  Robin Williams als Professor Keating seine Schüler. „Um zu kommunizieren?“ „Nein, um Frauen zu umwerben“.

Was die Sprache der Klassik – Kritik betrifft könnte es sein dass diese erfunden wurde um Neulingen das Gefühl zu geben dass es sich bei Konzerten um genau diese Art von Veranstaltung handelt die man tunlichst vermeiden sollte – wollte man nicht zu Tode gelangweilt werden – selbst wenn es sich um gefeierte Produktionen handelt.

Natürlich hat jede Kunstform ihre eigenen Begriffe und Codes und es macht Spaß, sich mit ihnen zu beschäftigen, herauszufinden wie denn das, was sich die Autorin, der Autor in der verbalen Formulierung überlegt hat, klingen mag. Meine Vermutung ist aber, dass sich viele Kritikerinnen und Kritiker der Einfachheit halber hinter Plattitüden verstecken. Schließlich ist es viel leichter von “transzendent anmutender Wandlungsfähigkeit” und der “Brillianz, entsprungen einer pittoresken Korrespondenz” zu berichten anstatt den Funken überspringen zu lassen.

Ich weiß schon: “Talking about music is like dancing about architecture”, und Zappa hat natürlich recht.

Es hilft halt nichts: War man nicht dabei, möchte man zumindest lesen wie es war. Aber wenn unsere großartige Sprache, die in der Lage ist Frauen und Männer zu verführen, zu beruhigen, Angst einzujagen und schmerzvolle Sehnsucht zu wecken in Kritiken den Charme und die Begeisterung eines durchgesessenen Ohrenstuhls besitzt, wie soll jemand, der sich noch nicht für klassisch Musik interessiert, darin einen Anknüpfungspunkt finden? Das, sagen wir, etablierte Publikum, stört es aus unerfindlichen Gründen nicht, mit Plattitüden bedient zu werden.

Ob mich eine Konzertkritik interessiert oder nicht hat übrigens nichts damit zu tun, wie schnell jemand zum Punkt kommt oder ob die Sprache klar formuliert ist. Selbst der ausschweifende Reich – Ranicki schaffte es immer wieder, mir das Gefühl zu geben, ein Buch unbedingt lesen zu müssen – und sei es aus Trotz. Und das, obwohl das TV - Setting des literarischen Quartetts den optische Inbegriff des Biedermeiers darstellte und ich seinen Gedankengängen aufgrund fehlendem Wissens über Literatur oft nicht folgen konnte.  Und wissen Sie warum? Weil Reich – Ranicki Leidenschaft an den Tag legte.

 

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Wenns nicht rockt isses fürn Arsch. (Antoine de Saint-Exupéry)

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Klar kannste fotografieren.