Wenns nicht rockt isses fürn Arsch. (Antoine de Saint-Exupéry)

Gerade in gebildeten Kreisen, aber auch im Bildungsbürgertum hat das Zitat von Antoine de Saint-Exupéry über das zu bauende Schiff und die dafür zu schaffende Sehnsucht nach dem Meer Gewicht.

"Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen. Sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer."

Im Klassik – Marketing nimmt man sich den Rat des Kleinen Prinzen - Autors nicht so zu Herzen. Abgewandelt auf Opern – und Sinfonieveranstaltungen könnte das Zitat so klingen:

„Wenn du kein neues Publikum ins Konzert bekommen möchtest dann präsentiere einen Konzertsaal keinesfalls als Ort der Magie, sondern zeige Hochglanz -  Bilder mit Anzügen, Ballkleidern und alten und gut situierten Menschen darauf.“  

Ich würde noch hinzufügen: „Zeige das Orchester bei der Arbeit  – aber bitte so langweilig wie möglich“ und das erste Zitat ausweiten auf “Wenn dir die Akzeptanz der breiten Bevölkerung egal ist”.

Was ist so schwer daran zu verstehen dass man, wie Watzlawick sagt, „nicht nicht kommunizieren kann?“ Jede Fotostrecke von Probenarbeiten auf Social Media die es verabsäumt ein Minimum an Spannung hervorzurufen wirkt für Noch Nicht – Klassiker im besten Fall wie ein Scrollfinger - Motor.  Im schlimmsten Fall wie eine Spachtel, die hurtig dabei hilft das Bild von langweiliger Musik zu zementieren. Wäre De Saint-Exupéry so wie ich mit Punk sozialisiert worden würde er es heute vielleicht so formulieren: „Wenns nicht rockt isses fürn Arsch.“

Warum mich dieses „Sehnsucht hervorrufen” so beschäftigt? Weil eine meiner Sehnsüchte  darum kreist, in einem Konzert meine Synapsen bis zur Extase in Vibration versetzt zu bekommen, mich am Sitz fest zu krallen und im allerbesten Fall benebelt aus dem Konzert zu wanken.  Das ist es eigentlich auch schon.

Sehnsucht nach etwas zu vermitteln ist selbst für sehr erfahrene Fotografen schwer. Dass bei sinfonischer Musik keine beeindruckenden Bühnenaufbauten und keine Lightshow als Aufhänger herhalten können macht es nicht leichter. Denn schließlich geht es darum, magische Momente einzufangen, an die auch Menschen andocken können, die mit Klassik bis dato nichts am Hut hatten.

Ich habe diese Sehnsucht nach Mozart, Bruckner und Mahler, weil ich im Konzert als Fotograf oder als Besucher Erfahrungen gemacht habe, die ich mit Worten nicht beschreiben kann und die ich immer wieder machen möchte.

Fotografie kann diese Erfahrungen nicht vermitteln.  Aber sie kann die Vorstufe zur Sehnsucht hervorrufen: Neugierde.

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Energetisch, dynamisch, zum Sterben langweilig.